Redaktionsbüro Kaltenthaler: Die Prinzessin im gläsernen Palast

Die Prinzessin im gläsernen Palast

(Märchen aus Mein Kind lernt schlafen, Gondrom, 2005)

Es war einmal eine wunderschöne kleine Prinzessin. Sie hieß Christine und
lebte mit Ihrem Vater, dem reichen König Arthur und ihrer Mutter, Königin
Vanessa, in einem großen Palast aus lauter kunterbunten Glassteinen am
Rande der Stadt. Der König las seiner Tochter Christine jeden Wunsch von
den Augen ab. Sie bekam alles, was sie nur wollte. So hatte das Mädchen
herrliche Spielsachen: ein riesiges Puppenhaus mit einer großen Puppenfamilie,
unzählige Puzzle-Spiele mit zauberhaften Bildern, alle nur erdenklichen
Kinder-Videos und Hörspiel-Cassetten und noch viel, viel mehr.
Besonders gerne jedoch spielte die Prinzessin draußen im Park mit ihrem Ball.
Dabei unterhielt sie sich mit den Vögeln und den Katzen, mit den Käfern, den
Ameisen und den Schmetterlingen. Im Park war die Prinzessin immer
besonders fröhlich, weil sie da nicht alleine war. Sie hatte die vielen Tiere und
die farbenfrohen Pflanzen um sich. Aber wenn es draußen regnete und das
Kind im Haus bleiben musste, wurde es sehr traurig. Christine hatte zwar viele
Spielsachen in ihrem Zimmer, aber niemanden, der mit ihr spielte. Ihr Vater
hatte kaum Zeit für sie, denn er musste sein Land regieren, und ihre Mutter half
ihm dabei.
Eines Tages wurde das Mädchen sehr krank. Königin Vanessa und König
Arthur waren in großer Sorge um ihr einziges Kind. Es kamen die besten Ärzte
vom ganzen Land. Aber keiner von ihnen konnte herausfinden, was Christine
fehlte. Sie wurde zusehends blasser, konnte kaum noch essen und nicht mehr
aufstehen.
Da kam ein armer Wandersmann am bunten Glaspalast der Königsfamilie
vorbei. Er bat um ein wenig Nahrung. Als er von der rätselhaften Krankheit der
kleinen Prinzessin hörte, fragte er, ob er zu ihr gehen dürfe. Die Königin und der
König waren so verzweifelt über den Zustand ihrer Tochter, dass sie
einwilligten.
Als der Wanderer dem Mädchen in die Augen sah, spürte er ihre Traurigkeit.
Und er wusste sofort, was ihm fehlte.
Weißt du es auch?

Ja, richtig, dem Kind fehlten die Spielkameraden. Dies teilte der Wandersmann
dem Königspaar mit. Von da an durften alle Kinder der Stadt in den Palast zum
Spielen kommen. Christine wurde dabei schnell gesund, und fortan war sie ein
glückliches Mädchen.

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